Endzeitstimmung im Konzertsaal

Jahrelang bastelten die Musiklehrer der Stadtteilschule Horn an der 3. Musical-Eigenproduktion herum. Anfang 2014 konnten sie dann endlich loslegen. Nach der Idee Peter Fischers entstanden Plot und Dialoge, neue Songs im Musikunterricht und die Jingles der auftretenden Jugendbanden am Rechner der Steinberg Modell Schule.

Vor der Premiere gab es nur eine einzige Woche Zeit zum Zusammenfügen aller Elemente. Die kurze Probenwoche vor den Aufführungen verwandelte die Stadtteilschule in ein multikulturelles Aktionszentrum: Ganztägig ertönten Musik und Gesang aus dem Konzertsaal, probten Gangs und HauptdarstellerInnen backstage und in den Musikräumen ihre Rollen, wurden Kostüme geschneidert und überall gemalt, gehämmert und gefilmt, um alle Elemente dieses experimentellen „Patchwork-Musicals“zusammen fügen zu können. Alles an dem Musical wurde zu 100% selbst hergestellt. In einem mehrmonatigen Zusammenspiel arbeiteten über 300 Schülerinnen der Jahrgänge 5 bis 13 intensiv auf dieses Event hin.

Am Dienstag, den 10. Juni 2014 feierte “THE END – BEGINN 19 UHR” Premiere im frisch renovierten Konzertsaal der STS Horn. Weitere, ebenfalls ausverkaufte Aufführungen am 11. und 12. Juni folgten.

Die Handlung: Irgendwann in der Zukunft, nachdem sich alle Erwachsenen in zahllosen Kriegen umgebracht haben, bevölkern Kinder und Jugendliche das zerstörte Hamburg auf der ständigen Suche nach Nahrung, Geborgenheit und Identität. Vier Jugendbanden beherrschen die Stadt und reproduzieren, was ihnen die Eltern vorlebten: Jede hält sich für besser, klüger und wichtiger, jede beansprucht die Macht über das Leben aller. Drei Jugendliche machen da nicht mit: Dennis am Mikrofon eines noch halbwegs funktionierenden Radiosenders und ein Liebespaar, das die ethnischen Abgrenzungen der Gangs beharrlich ignoriert und deren borniertes Handeln konsequent unterwandert.

Der Zuschauer war schon begeistert, bevor er den Konzertsaal betrat. Bereits vor dem Schulgebäude begannen die Szenarien zum Thema Zerstörung und Aufbau. Im Foyer begrüßten dann Schüler die Gäste mit leckeren Snacks. So betrat man bereits voller vielfältigster Eindrücke den Konzertsaal, in dem einer fast leere Bühne stand. Die Leere war aber nur kurzfristig, denn schon bald füllten 150 Schüler den „Orchestergraben“ und auf der Bühne begann ein Feuerwerk, bestehend aus ständig wechselnden Bildern der unterschiedlichen Gangs. Alle Sinne des Zuschauers wurden gefordert, denn jede Gang unterschied sich nicht nur optisch sondern auch rhythmisch. Die schillernden, farbenprächtigen Kostüme korrespondierten mit der Musik und man fragte sich ständig: Wer hat sich das alles ausgedacht? Wie konnten die Schüler zu solchen Leistungen geführt werden?

Der tosende Beifall am Ende des Abends drückte dann all die Bewunderung, Faszination und Achtung vor den erbrachten Leistungen all derer aus, die auf, hinter und neben der Bühne dieses grandiose Erlebnis zustande gebracht haben.